Letztes Update: 27.03.2020

Unterricht über Skype, Facetime und Co

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Dieser Artikel ist "work in Progress" - ich bin selbst noch mitten im Lernstadium! Tips und Hinweise sind immer willkommen und werden in den Text mit "Quellenangabe" eingearbeitet!

Einige Musiker* bieten ihn schon lange an, um große geografische Distanzen zu überbrücken. Doch aktuell, bedingt durch die aktuellen Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Coronavirusverbreitung, greifen auch immer mehr lokal arbeitende Instrumentallehrer auf diese Unterrichtsform zurück. Im Folgenden möchte ich ein paar Werkzeuge und Methoden erläutern, die sich bei mir bewährt haben bzw. zumindest eines Blickes würdig sind. Dabei war es wichtig, mit möglichst einfachen Mitteln zu agieren, schließlich soll gerade aktuell der Onlineunterricht nicht an große Investitionen gekoppelt sein.

chat-software

Das beginnt bereits bei den Chat-Clients.

 

SKYPE und FACETIME

Skype und Facetime sind zwei Clients, die kostenlos und weit verbreitet sind. Ein Großteil der Schüler wird also mit der Verwendung vertraut sein. Diese Apps sind allerdings für Sprachübertagung ausgelegt, die entsprechenden Audio-Codecs arbeiten nur bedingt gut, wenn Musik übertragen werden soll. Insbesondere transientenreiches Material wie Schlagzeug wird massiv komprimiert, das klingt nur bedingt schön.

Bei beiden Clients lassen sich mehrere Chatteilnehmer hinzufügen, so dass im Prinzip auch Gruppenunterricht möglich ist. Skype bietet obendrein die Möglichkeit, den eigenen Bildschirminhalt auf den Chatteilnehmer zu spiegeln, um Noten oder ähnliches anzuzeigen.

 

WHATSAPP

Ich gebe zu, dass ich WhatsApp nur in zwei Fällen getestet habe. In beiden Fällen hat sich aber die Audio- und Videoübertragung als so schlecht herausgestellt, dass ich WhatsApp nicht weiter in Betracht gezogen habe. Weiterer Nachteil: Weder mit der Desktop- noch mit der Web-App ließen sich Videoanrufe tätigen. Nur über Handy mit Mini-Display und Onboardsound - für mich und den Schlagzeugunterricht keine Option.

 

JITSI

Eine Open-Source Videoconferencing-Plattform, die ich empfohlen bekommen aber noch nicht weiter getestet habe. Audioqualität soll besser sein, als bei Skype und Facetime.

 

ZOOM

Zoom ist eine professionelle Telekonferenz-Software, die einen deutlich größeren Funktionsumfang hat als Skype und Facetime. Der besondere Vorteil ist die "Originalton"-Option. Dabei wird der Sound - soweit die Verbindungsbandbreite dies zulässt - unverfälscht übertragen. Im Direktvergleich mit Skype und Facetime war die Audioqualität deutlich besser.

In der kostenlosen Basic-Version sind Chats mit einer weiteren Person kostenlos und zeitlich unbegrenzt. Bei Gruppenchats ist die Zeit auf 40 Minuten begrenzt. Ab € 13,99 pro Monat sind auch Gruppenchats unbegrenzt möglich. 

Zoom bietet umfangreiche Möglichkeiten, weitere Webcams, Dateien und Bildschirminhalte zu teilen. 

Auf Schülerseite ist die Installation der App nicht unbedingt notwendig, es gibt eine Browserversion mit eingeschränktem Funktionsumfang.

 

DOOZZOO

Wer es wirklich ernst meint, kann zum Beispiel Doozzoo nutzen, eine webbasierte Plattform, die auf "Live Music Coaching" spezialisiert ist. Neben Chats mit mehreren Kameraperspektiven und dem Teilen von Dokumenten und Bildschirminhalten gibt es eine "Local Latenz Compensation", die es möglich machen soll, ohne den zeitlichen Versatz, der bei Skype, Facetime und auch Zoom besteht, gemeinsam zu spielen. Außerdem kann der Lehrer die Software auf Schülerseite weitgehend fernsteuern, so dass Audiofiles, Metronome etc. auf dem Schülerrechner abgespielt werden können. Der Spaß kostet allerdings, es geht bei ca. 15,- pro Monat los, dann kann man 5 Schüler auf diese Weise unterrichten. 25 Schüler kosten knapp über 70,-. Bei jährlicher Zählweise gibt's nochmal Skonto.

audio- und Videotechnik

Im einfachsten Falle verwendet man die Mikrofon, Lautsprecher und Kamera des Computers / Tablets, das man für die Chatsession benutzt. Die Audioqualität lässt gerade bei Drums zu wünschen übrig, das Setup ist aber an Unkompliziertheit kaum zu überbieten. Etwas trickreicher wird es, wenn man mehrkanaliges Audio oder externe Webcams verwenden möchte. 

 

Webcam

Bei der Frage nach der Webcam habe ich mich entschieden, mich auf die Notebook (HD)-Kamera zu beschränken. Mit allen USB-Kameras, die mir in der Kürze der Zeit zum Testen zur Verfügung standen, ergaben sich teils enorme Verzögerungen. Verwendet man das in die USB Kamera eingebaute Mikrofon, so stört das nicht übermäßig, verwendet man aber ein externes Audiointerface, wird's tricky.

 

Audiointerface

Ich wollte mindestens ein Voice-Mic, Bassdrum-Mic und Oberhead-Mics verwenden. Natürlich kann man auch das ganze Set mikrofonieren, allerdings schien mir das in Anbetracht der Tatsache, das Skype und Co am Ende eh alles kaputtkomprimieren, übertrieben. Also hab ich zuerst die 4 Mikrofone angeschlossen (der Vollständigkeit halber: an ein Focusrite Saffire Pro 40).

 

Skype und Co sind "einohrig"

Doch hier liegt das Hauptproblem mit mehrkanaligem Audio. Chatprogramme sind darauf ausgelegt, EIN Mono-Mikrofonsignal zu verarbeiten. Um also vier oder mehr Kanäle zu senden, muss vorher ein Mix stattfinden. Meine erste Intuition war, dass ich mit der Mixersoftware meines Audiointerfaces einen Mix mache und den auf den Audioeingang von Skype route. Pech gehabt, geht nicht, Skype wählt vom Interface per se Input 1 als Audioquelle - basta. Prinzipiell standen  zwei Möglichkeiten der Abhilfe zur Auswahl: Der gute alte Hardware-Mixer und die im Netz gefundene Lösung mit Soundflower und Ladiocast.

 

Good old Mixer

Wie es der Teufel will, hatte ich meinen Digitalmixer kurz vor den Corona-Einschränkungen "nur für ein paar Tage" verliehen. Dieser steht mir nun also nicht zur Verfügung - und was soll ich sagen: Der gute, alte, analoge 8-Kanalmixer reicht dicke. Mit ihm habe ich also die 4 Signale vorgemischt und dann in Input 1 am Saffire gesteckt - welch Frevel, aber nun gut...! In Skype  entsprechend das Interface als Audioquelle ausgewählt - läuft. Meinen Kopfhörer habe ich am Saffire, in der Mixersoftware habe ich dann den Audioausgang des Rechners (DAW 1&2) als regelbares Signal anliegen. 

 

Diese Lösung hatte ich gewählt, bevor ich von Ladiocast wusste, benutze sie aber weiterhin, weil sie für mich einen Vorteil hat: Ich kann die Klangregelung des Mixers benutzen. In meinem Falle eine simple 3-Band Klangregelung mit festen Mittenfrequenzen. Hatte ich erwähnt, dass mein Digitalmixer... grmpf... Wie dem auch sei, bei der Lösung mit Ladiocast und Soundflower steht kein EQ zur Verfügung. Dennoch sei erklärt, wie es funktioniert.

 

Ladiocast und Soundflower

Ladiocast ist eine Software für Audiobroadcast und bietet vier Eingangskanäle. Soundflower (gibt's leider nur für Mac - kennt jemand eine Windows Alternative?) wiederum emuliert virtuelle Audiohardware, wenn man so will - das soll als Info an dieser Stelle reichen. Beide Programme herunterladen und installieren. Dann Ladiocast öffnen und die vier Audioinputs wählen, die man verwenden möchte. Man wählt jeweils nur einen Input für den LINKEN Kanal aus und Route jeden Kanal auf den MASTER. Den Master sendet man dann an Soundflower 2-Ch. In Skype wiederum wird Soundflower 2-Ch. als Audioinput ausgewählt. Auf diesem Wege landen vier Audiosignale, die in der Ladiocastsoftware in der Lautstärke angepasst werden können, im Äther.  

die crux mit der Latenz

Alle beschriebenen Lösungen ermöglichen das Wichtigste: Den audiovisuellen Kontakt mit den Schülern. Man kann Vorspielen, sich das Spiel der Schüler ansehen und entsprechend kommentieren. Was leider nicht geht ist etwas, was den "face-to-face-Unterricht" so unersetzlich macht: Gemeinsam spielen. Egal, ob 15, 50 oder 500Mbit/s Leitung, die Verzögerungen sind schlicht zu groß. Einzig doozzoo stellt in Aussicht, dass dies durch die angesprochene "Local Latency Compensation" eben doch funktioniert.

notendarstellung

Während es bei allen Lösungen möglich ist, PDFs und dergleichen zu teilen (innerhalb der App oder einfach per Mail), sind Lösungen attraktiv, bei denen Notizen und Noten interaktiv und in Echtzeit geteilt werden können. 

 

OneNote

Microsoft OneNote ist ein kostenloses Notizbuchprogramm, bei dem Notizbücher mit anderen Personen geteilt werden können. Zwar bietet die App kein Notenpapier (und erst recht kein Tabulaturpapier), aber mit etwas "Fummelei" lässt sich ein Notenpapier-PDF als Hintergrund definieren. Legt man für jeden Schüler ein Notizbuch an, so kann mit jedem individuell ein Pool an Noten geteilt werden. Der Clou: Eintragungen werden mehr oder weniger in Echtzeit synchronisiert. Von App zu App (Mac, PC, iOS, Android) dauert es 1-2 Sekunden. Der Haken: Die Freigabe wird per Mail versendet, nicht allen Schülern war es möglich, das Notizbuch in ihrer App zu öffnen. Verwendet der Schüler die Browserdarstellung, umgeht er dieses Problem, dann dauert es allerdings ca. 10-15 Sekunden, bis beide Notizbücher gesynced sind. 

 

Gerade bei den Notiz-Apps würde ich mich über weitere Tips freuen!

DSGVO

Ich bin weit davon entfernt, ein Datenschutzexperte zu sein. Hände hoch, wer das von sich behaupten kann -und wer jetzt gerade die Hände oben hat mag mich bitte erleuchten. :-)

Dennoch spielt Datenschutz eine große Rolle, daher sei darauf geachtet, wie die verwendeten Plattformen und Apps mit persönlichen Daten umgehen. Wenn eh jemand regelmäßig Skype nutzt und ihr als Privatlehrer arbeitet, dann sollte wahrscheinlich eine Absprache über mögliche Datenschutzangelegenheiten reichen. Eine Musikschule auf der einen Seite und eine Familie, die einen neuen Account bei Microsoft oder irgendeiner Chatplatform anmelden soll, auf der anderen Seite, kann schon wesentlich problematischer sein. Bei mir hatten alle bereits Skype bzw. Facetime, dennoch habe ich die Schüler auf mögliche Datenschutzrisiken hingewiesen.

TIPS UND ANREGUNGEN??

Immer her damit! Einfach eine Mail an mich - ich freue mich über neue Einsichten. Ich bin selbst noch mitten im Lernprozess!

* Der besseren Lesbarkeit halber habe ich die männliche Form gewählt, gemeint sind stets natürlich alle Geschlechter.